Das Projekt scheidet die
Geister - oder doch eher die Brixner. Im Zeitalter der Seilbahnprojekte ist es
eigentlich nichts Neues - und doch sorgt es für wütige Diskussionen und viel
Rebellion in der Geistes- und Kulturstadt Brixen.
Heiß diskutiert wird nicht nur
direkt - zwischen Volk und Gemeindevertretern. Nein, fast jede Zeitung, die
Wochen- und Tagblätter nehmen ES auf die Titelseite. Sogar auf Facebook gibt es
heiße und rege Diskussionen darüber- die nicht selten in sehr kontroversen
Anschauungen und Aussagen enden.
Sprechen wir es an: Es geht um
das geplante Seilbahnprojekt, das die Stadt Brixen dem Hausberg Plose näher
bringen soll. Es ist eine Seilbahn mit über einem Dutzend Gondeln vom Brixner
Bahnhof hinauf zur Talstation des Wander- / Skigebiets Plose geplant. Die
Gondeln sollen über die Wohnzone der Mozartallee, über den daneben liegenden
Schulkomplex und das Wohngebiet Milland hinauf nach St. Andrä bis zur
Talstation des Ploseberges fahren.
Was sagen die Brixner zu
diesem Vorhaben??
Uns Fragestellern war eine
breite Meinungspalette wichtig - wir wollten wissen, was die Leute denken und
sind daher losgezogen, interessante Standpunkte einzufangen.
Stauder Jolanda, eine etwas betagtere Passantin,
ist gegen die Seilbahn.
Sie
meint, dass die Busverbindungen auf die Plose bereits “zur Genüge vorhanden
wären” und durch dieses Projekt sicherlich nicht mehr Menschen auf die Plose
kommen würden. “Schnee falle sowieso jedes Jahr weniger - durch die erwarteten
Menschenmassen müsse dann wahrscheinlich noch mehr Schnee produziert werden -
das wären immense Kosten - wer solle das bezahlen??”
Sie
meint außerdem, “eine Erweiterung der Brixner Musikschule bzw. eine Sanierung
und/oder Erweiterung der Stadtbibliothek seien wichtigere Maßnahmen”.
Ein
ähnlich älterer Herr, namens Sebastian Durnwalder, findet, dass das Projekt
“hart durchzusetzen” sein werde.
Freilich
würde es “Verkehr wegnehmen” - wenn er jedoch als Bewohner einer “Überfliegerzone”
betroffen wäre, wäre er gleich weniger begeistert. Den Bahnhof als
Ausgangsstation fände er im Allgemeinen gut - wegen der idealen Anschlusslage.
Da
das Projekt ja vorrangig den Plosezulauf stärken solle, spricht es unserer
Meinung nach auch vorrangig Touristen an. Nicht zuletzt deshalb, weil Brixen
viele Gäste anzieht, haben wir auch diese Publikumsschichten nach ihrem
Dafürhalten befragt. Lustigerweise wussten diese meistens mehr Bescheid über die
Sache als mancher unsereins. Für die meisten gilt die Plose als “interessant -
zum Wandern, Skifahren, zum Berge genießen”. Sie sprachen sich jedoch einheitlich
gegen das Projekt aus. “Es bräuchte das nicht”. Viele kämen jedes Jahr nach
Brixen und würden auch ohne weiteres stets mit dem eigenen Fahrzeug oder
öffentlichen Verkehrsmitteln nach oben kommen.
Die
Brixner mittleren Alters haben nicht etwa eine andere Meinung. Sie sehen den
Haken zudem und im Wesentlichen auch in der Finanzierung.
Jemand
erwähnt die bis 1986 in Betrieb gewesene Ploseseilbahn von Milland aus - “die
doch besser saniert hätte werden, statt abgetragen und fast 30 Jahre später
wieder neu aufgebaut werden sollen.
Andere
Brixner Bürger fragen sich spontan: FÜR WEN IST DIESE SEILBAHN EIGENTLICH
GEDACHT?
Wohl
nur für die Touristen - ein Einheimischer könnte ja wenig mit dieser Bahn
anfangen, so die meisten.
Sabine
S. aus St. Andrä erläutert uns ihre Sorgen um diese Anlage folgendermaßen:
Die
Bewohner des Plosehügels, sprich die Aferer, Mellauner, St. Leonharder. und
auch die St. Andräer hätten ja nicht viel davon. Wenn die Seilbahn auch für sie
bequem sein solle - in welcher Hinsicht denn? Sie kämen am Punkt der
derzeitigen Talstation Plose an, ohne logischen Weiterverlauf - wahrscheinlich
wieder mit dem Auto. Und beim Retourweg wohl dasselbe - in Brixen wieder umsteigen
in Bus oder PKW. Na dann doch lieber RICHTIG bequem: Der Bus bringt einen in
der Stadt dahin wo man wolle - da zahlen sich auch die paar Minuten Wartezeit
aus - die nehme einem die Seilbahn ganz sicher nicht ab. Sie hat ein wenig
Angst, dass mit dem Bestehen der Seilbahn die Busfahrten weniger würden.
“Besonders für ältere Menschen wäre das ein NO-GO!!”
Angeblich
gebe es öfters Probleme mit der bestehenden Ploseseilbahn. Sie wurde an den
vergangenen Sonntagen oft außer Betrieb vorgefunden. “Gescheiter wäre es, sich
doch um diese Missstände zu kümmern”.
Eine Mitarbeiterin des Infopoints der Mobilität
in Brixen spricht sich ebenfalls gegen dieses Projekt aus. Sie sei eine der betroffenen
Bewohner, die wohl zukünftig mit viel Bewegung über ihren Dächern rechnen
müssten. Sie sagt ganz klar: “Wenn die Seilbahn kommt, gehe ich - bzw. ziehe
ich weg.”
Sie
ist Insiderin - bekommt beim Fahrkartenverkauf und Infotätigkeit auch mit, dass
die Leute viel sparsamer geworden sind und, dass sogar die bestehende Ploseseilbahn
mit 10€ pro Fahrt sich für viele als zu teuer darstellt.
Eine
ebenfalls Betroffene, zumindest vom Berufsalltag her - eine Professorin der
Oberschule für Wirtschaft, Grafik und Kommunikation - spricht sich vor allem
deswegen gegen diese Aufstiegsanlage aus, da ihr die Überquerung der Talseite
ganz einfach “gegen den Strich” geht. Sie meint, “die Bahn zahle sich für die
wenigen Fahrlustigen keinesfalls aus”.
Ginge
die Bahn von Milland aus Richtung Plose, wäre sie dafür - aus rein praktischen
Gründen.
Was bei
dieser Erhebung irritierend war, war die Meinung der Jugendlichen. Äußerungen,
die eher einen desinteressierten Charakter hatten. In dieser Altersklasse werde
kaum über diese Belange gesprochen. Es war erkennbar, dass dieses Thema einen
geringen Stellenwert in diesen Kreisen einnimmt.
Die wenigen jungen Interessierten sind auch noch
etwas zwiespältig in ihrer Meinung. “Die Bahn zerstöre das schöne Stadtbild.
Wir seien nicht genug informiert worden über Lärm, Belastung der Umwelt und die
Sicherheit der Bahn.”, meint Katherina S. Sie kann sich das so geänderte zukünftige
Stadtbild nicht vorstellen - wie würde dieses wohl aussehen - mit einer Bahn
über unseren Köpfen? Sie sagt eindeutig: “Die Busverbindungen in Brixen sind
relativ gut - Wartezeiten gibt es immer und überall mal - eine Seilbahn ist
nicht unbedingt notwendig. Sucht eine andere Lösung!!"
Als
Fazit können wir sagen, dass die Brixner ihr aktuelles Stadtbild unbedingt erhalten
wollen und daher Veränderungen in diesem Bereich nicht wünschen. Die
Infrastruktur in Brixen sei gut - eine Seilbahn bräuchte es eigentlich gar
nicht.
Vielleicht
gibt es einfach noch zu wenige Informationen zu dem geplanten Projekt. Mit Aufrichtigkeit
und Transparenz sind sicherlich auch die Brixner für zukunftsgerichtete und
moderne Anschaffungen dieser Art zu gewinnen. Sie wollen jedoch in fairer Weise
einbezogen werden - das war allgemein und unmissverständlich festzustellen.
Wie
wär´s mit direkter Demokratie??
Nun, Freunde der Brixner Talweite, sagt Eure Meinung dazu!!!